Onlinedatenbanken

Zeitschriften

(Textbooks)

Lernziel: Methoden der Literaturrecherche und Methoden der Forschung und nicht Faktenwissen

Literaturrecherche ist nicht Forschung

Referenzen

 

quelle

Wiesentquelle in Steinfeld bei Bamberg

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Quellen

Kurz: Die Quellen des Wissens müssen einfach und schnell erreichbar sein. Zudem sollten die Quellen so weit wie möglich öffentlich zugänglich gemacht werden, damit auch Patienten von der Nutzung nicht ausgeschlossen sind. Über das Internet erreichbare Informationsquellen sind im Vorteil. Sie sind schneller aktualisierbar und erreichbar als Printmedien, sie sind oft leichter zu verwenden und sie sind zumindest in Industrieländern fast überall verfügbar. Wir besprechen hier kursorisch Online-Datenbanken, Zeitschriften und Lehrbücher. In der Aus- und Fortbildung kommen die Methoden der Wissenssuche zu kurz. Zudem werden die Wege der Forschung und die Methoden der Informationsrecherche für den Praktiker nicht klar genug auseinander gehalten.

So, wir Zahnärzte wissen auch nicht Alles (- hat eigentlich auch niemand ernsthaft erwartet). Und das, was wir wissen, ist ruck zuck Schnee von gestern.

Um sicher zu gehen, dass man mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten auf der Höhe der Zeit ist, muss man nach aktuellem Wissen suchen. Aber wo?

Einige gute Quellen:

Online:
  1. The Cochrane Collaboration. The reliable source of evidence in health care.
  2. PubMed / Medline
  3. EMBASE
  4. trip database
  5. DIMDI

Die Cochrane Library bietet Abteilungen mit Infos für:

In manchen Ländern ist der Zugang für alle Einwohner frei, so z. B. Finnland, Indien, Irland, Lateinamerika und Karibik, Neuseeland, Norwegen, Polen, Schweden ...

Das arme Deutschland kann sich so etwas nicht leisten. Wir stecken unsere Steuergelder lieber in Gesundheitsreformen, die besonders die Bürokratie aufblähen, dem Patienten jedoch nicht unbedingt helfen. Hier wäre eine Möglichkeit etwas Sinnvolles zu tun. Ein freier deutschlandweiter Zugang zur Cochrane Library. Frau Schmidt, Herr Prof. Lauterbach, das wäre doch mal was! Evidenzbasierte Zahnmedizin und Medizin für Patienten, Zahnärzte/Ärzte, Forscher und - ja auch für Politiker. Auf geht's. Mal nicht noch mehr Verwaltungsvorschriften ausbrüten, sondern anwendungsbezogenes, aktuelles medizinisches Wissen unters Volk bringen.

Bis dahin helfen sich Zahnärzte nach einem Rat von Prof. Türp und Antes, damit, dass sie Mitglieder im Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. werden. Das Ganze hat jedoch einige Haken. Zum Ersten ist der Zugang umständlich. Und dann sind lediglich die Ergebnisse der

Nicht auf diesem Weg frei zugänglich sind die Artikel der:

Allerdings bieten Universitätsbibliotheken für Gastbenutzer häufig besser Zugangsmöglichkeiten.

Alternativ gibt es das Einzelabonnement der Cochrane Library für gegenwärtig:

$285.00 (available for use from a private address by one person only)
By Phone:Phone your credit card order to +44 (0)1243 843336
By E-mail:cs-cochrane@wiley.com

Die American Dental Association veröffentlicht eine Zusammenstellung von Übersichtsarbeiten auf ihrer Webseite zur evidenzbasierten Zahnmedizin.

Olivia Judson weist in einer Anmerkung zu ihrem Blogbeitrag, Defeating Bedlam, New York Times 16.12.2008, darauf hin, dass sich einerseits durch die Online-Publikation von Fachzeitschriften der Zugang zu aktuellen Veröffentlichungen innerhalb von Universitäten deutlich einfacher, schneller und besser gestaltet. Auf der anderen Seite verschlechtert sich die Situation gleichzeitig für alle, die außerhalb eines "Campus" leben. Der Preis für einen einzigen Onlineartikel beträgt um die 30 $. Für das lebenslange Lernen neben der Berufsausübung, für die "continuing education", die beständige Fortbildung, wären hier vielfältige Erleichterungen wünschenswert.

Nebenbei sei bemerkt, dass Frau Judson in ihrem Post, Defeating Bedlam, frei übersetzt, "das Chaos zurückdrängen", zwei Programme vorstellt, mit denen man das Durcheinander des digitalen Wissens besser in den Griff bekommen kann. Die Programme verwendet der Autor dieser Zeilen auch. Es ist einmal Papers, ein Werkzeug zur Ordnung von PDF-Dokumenten, zum anderen Zotero, ein Firefox Add-On, mit dem man Onlineinhalte gut archivieren und organisieren kann. Papers kostet als Einzellizens 29 € und läuft nur auf einem Mac. Zotero ist ein kostenloses Firefox Add-On mit mächtigen Funktionen zur Onlinerecherche.

Zeitschriften

Zwei Zeitschriften widmen sich ausschließlich und auf gutem Niveau der evidentbasierten Zahnmedizin. Es sind:

  1. Evidence-Based Dentistry Journal
  2. Journal of Evidence-Based Dental Practice

Beide Publikationen sind, wie bereits an der Verlinkung zu erkennen, online.

(Lehrbücher, textbooks)

David Sackett empfahl schon im Jahr 2000 in seinem Lehrbuch:

"1. Burn your (traditional) textbooks" [2]

Wie man daraus ersehen kann, dass ich aus Sacketts Lehrbuch zitiere, bin ich dieser Aufforderung nicht gefolgt. In Deutschland hat das Bücherverbrennen zudem einen schlechten Ruf. Weiterhin sind moderne Lehrbücher immer häufiger auch online publiziert oder werden zumindest online aktualisiert.

Es ist allerdings schon jetzt absehbar, dass der Übergang von Büchern und Bibliotheken hin zu digitalen Wissensspeichern recht schnell vollzogen werden wird. Die Wissenswolke des Internets "the cloud" nimmt bereits Gestalt an. [Talks Richard Baraniuk: Goodbye, textbooks; hello, open-sour...]

Ohne eine schnelle Internetanbindung wird es schwierig. Nicht nur Onlinedatenbanken sind so erreichbar. Auch die Mehrzahl der maßgeblichen Fachzeitschriften wird (auch) online publiziert und das schneller als in der Printausgabe.

Englisch als die lingua franca der Wissenschaft ist unerläßlich. In der Antike war die Sprache der Kultur und Philosophie Griechisch. In der Spätantike, im Mittelalter bis in die Moderne hinein war es Latein. Dann vorübergehend Französisch und dann in einer kurzen Zeit um 1900 auch einmal Deutsch. Jetzt spricht die Welt der Wissenschaft Englisch. Und wer daran teilhaben will, wer verstehen möchte, was gesagt wird, sollte auch Englisch sprechen. Übersetzt werden kann nur ein verschwindender Teil der Publikationen, das Verfahren ist im digitalen Zeitalter zu langsam, zu teuer und zu fehleranfällig.

Obgleich sich die evidenzbasierte Zahnmedizin und Medizin auf die Fahnen geschrieben hat, dem Praktiker mit zumutbarem Aufwand den anwendungsbezogenen aktuellen Stand der Forschung an die Hand zu geben, ist noch einiges im Argen.

So werden in Studium und zahnmedizinischen Fortbildungen Fakten der Wissenschaft vermittelt. Es wird dagegen kaum unterrichtet, wie man sich im Praxisalltag auf dem Laufenden hält und aktuelle Fragen, die sich aus der Behandlung ergeben oder ergeben können, beantwortet.

Anders gesagt, es wird das Wissen in einzelnen Bereichen vermittelt, aber es wird nicht der Weg zu aktuellem Wissen gezeigt. Man bekommt Resultate eingetrichtert, aber man lernt nicht Methoden, um zu den jeweiligen aktuellen Resultaten zu gelangen. Dabei meine ich hier besonders Methoden des Auffindens verlässlicher wissenschaftlicher Informationen, nicht jedoch die Methoden der Erzeugung von Resultaten, das sind die Wege der Forschung.

Neben den Methoden der Informationsbeschaffung sind die Methoden der Forschung allerdings auch von Interesse für den Praktiker. Er sollte hier einführende Kenntnisse haben, um Forschungen und deren Ergebnisse bewerten und einordnen zu können.

Unterschieden werden muss klar:

  1. Wege (= Methoden) der Informationsbeschaffung, der Recherche, der Suche nach Ergebnissen einerseits
  2. Wege der Forschung selbst, die diese Ergebnisse hervorbringt, andererseits.

Wenn das nicht getrennt wird, trotz aller Überschneidungen und Verflechtungen, gibt es ein heilloses Kuddelmuddel.

Ein Vermischen von Recherche-Methoden und Forschungsmethoden steht auch dem Einzug der evidenzbasierten Zahnmedizin in die Praxis entgegen. Das ist katastrophal, denn der Praktiker meint missverständlicherweise, er müsste nun Forschungsmethoden lernen. Er fühlt sich unterschwellig oder ausdrücklich überfordert und verdrängt die ganze Geschichte mit der evidenzbasierten Zahnmedizin.

Das ist schlimm, denn richtig verstanden, kann die evidenzbasierte Zahnmedizin ein leichter und einfacher Weg sein, wirklich up to date zu bleiben und auf wissenschaftlich verlässlicher Grundlage seine Praxis zu führen.

Referenzen:
  1. www.ebm-netzwerk.de/recherche
  2. Sackett D. L. et al. Evidence-Based Medicine. Edinburgh: Churchill Livingstone; 2000 S. 30.
  3. Centre for Evidence-based Dentistry: Conducting Research
  4. Talks Richard Baraniuk: Goodbye, textbooks; hello, open-sour...